Gestartet sind wir in Las Piedras, in der Nähe von Montevideo, das Ziel der Reise war das kleine Surferparadies Punta del Diablo an der Atlantikküste, einige Kilometer vor der Grenze zu Brasilien.
Dieser Post wird etwas länger, haltet schon mal ein gutes Sitzkissen, Tee und Kekse bereit ;)
1. Etappe: Las Piedras - Piriapolis
Die Koffer sind gepackt, wir fahren los. Etwas mulmig ist uns ja schon, sind wir doch das erste Mal in einen fremden Land auf uns allein gestellt. Fabi (mein Freund) lenkt den Toyota an Montevideo vorbei in Richtung des Rio de la Plata, am Wasser des Flusses spiegelt sich die Sonne, es wird ein herrlicher Tag. Aufgedreht und voller Vorfreude halten wir die erste Zeit an jedem Strandabschnitt an der sich bietet, schließlich wollen wir nichts verpassen.
Der erste größere Stopp der Tour ist Atlántida, der bekannte Strand, mit einem Gebäude in Adlerform. Es ist schon ziemlich heiß, das Auto müssen wir in der Sonne stehen lassen, egal, schließlich wollen wir endlich den Adler sehen, von weitem sieht er allerdings ziemlich klein aus, das wird wohl ein längerer Spaziergang. Der Strand ist Menschenleer, nur ein paar Einheimische mit ihren Hunden kommen an uns vorbei, es fühlt sich an als gehöre der Strand uns.
Der Adler wird immer größer, angekommen an der teilweise baufälligen Treppe, gehen wir zu dem spektakulären Gebäude. Gebaut wurde das Gebäude übrigens von einen Italienischen Millionär, zum Denken und Lesen. Betreten können wir die Wohnung leider nicht, der Spaziergang hat sich trotzdem gelohnt, wie oft hat man schon die Gelegenheit eine Adlerwohnung von nahem zu sehen.
Zurück im - wie erwartet - heißen Auto, geht die Fahrt weiter zu unserer ersten Unterkunft in Piriapolis. Zumindest haben wir das vor, die Hotelsuche gestaltet sich sehr schwierig, es ist Vorsaison, hier werden anscheinend vor dem Touristenansturm nochmal schnell alle Straßen saniert. Selbst als wir zwei wirklich nette Einheimische nach dem Hotel gefragt haben, konnte uns keiner eine Auskunft geben. Vor lauter Ausschau halten, haben wir dann auch noch einen Reifen kaputt gefahren, toller erster Start. Während wir also auf dem Automobilclub warten, können wir doch noch, dank dem netten Paar und Google, die Route zum Hotel ausfindig machen. Es liegt direkt am Strandabschnitt "San Francisco". Die liebe Martha vom Hotel zeigt uns erstmal unser Zimmer, von unserer Terrasse aus können wir direkt hinunter zum Strand sehen. Die Hotelkatze streift uns um die Beine und maunzt uns mit großen Augen an, hier fühlen wir uns wohl, auch wenn wir schon schönere Zimmer hatten. Den Abend lassen wir mit einem kleinen Spaziergang zum Strand, einem wunderschönen Sonnenuntergang und vielen neuen Eindrücken ausklingen.
2. Etappe: Piriapolis - La Paloma
Nach dem Frühstück, das wir von der Terrasse aus genießen konnten, geht es nun schon wieder weiter. Erster Halt: Casapueblo
Das riesige weiße Gebäude steht direkt auf den Klippen, darunter fließt der Rio de la Plata, wenn es auch auf dem ersten Blick schon der Atlantik sein könnte, so weit ist die Sicht hinaus ins tiefe Blau. Erschaffen hat es der in Uruguay bekannte Künstler Carlos Páez Vilaró, seine Kunstwerke im Stil von Pablo Picasso, kann man im Museum, welches das Haus beherbergt, besichtigen.
Weiter gehts nach Punta del Este, hier fließt der Rio de la Plata in den Atlantik. In der Hauptsaison sind hier die Strände voll und die Prominenz lässt diesen Badeort erstrahlen. Jetzt in der Nebensaison haben wir den Strand fast für uns, leider ist es sehr windig und die Sonne kommt einfach nicht durch die dichte Wolkendecke hindurch, zum Baden ist es dadurch definitiv zu kalt. Wir nutzen den Zwischenstopp um uns etwas umzusehen, zum Beispiel müssen wir unbedingt zu "los dedos", den Fingern, die aus dem Sand in Richtung Himmel ragen. Die Finger sind mittlerweile zu einem Wahrzeichen von Punta del Este geworden, sie sind wie der Eiffelturm in Paris oder das Parlament in London, hier sollte man sich als Tourist auf alle Fälle ablichten lassen.
Die Fahrt geht weiter, ein Stopp ist noch eingeplant, bevor wir unser Tagesziel erreichen. Der nächste Halt ist José Ignacio, ein kleiner Badeort mit einer hohen Dichte an großen Villen und einen schnuckligen Leuchtturm, den wir natürlich erklimmen müssen. Die Aussicht von oben ist einfach fantastisch, der Blick geht über den ganzen Strand bis weit hinaus in den Atlantik. Am Fuße des Leuchtturms reihen sich zwei, drei Läden mit Kunsthandwerk aneinander. Recht viel mehr gibt es hier nicht zu sehen, die Fahrt geht weiter nach La Paloma.
La Paloma, endlich geschafft! Unser Hotel liegt am Rande des Ortes, direkt am Strand. Hier sind wir wieder mal froh ein bisschen Spanisch zu sprechen, denn mit Englisch kommt man nicht so weit. Aus unserem Zimmer blicken wir direkt auf dem Atlantik und den Palmen gesäumten Strand. Die Restaurantsuche entpuppte sich als sehr schwierig, zum Schluß fanden wir einen kleinen Imbiss, der tatsächlich als einziger in der Nebensaison geöffnet hatte. Uns war das Recht, denn wir merkten gleich, hier essen auch Einheimische, hier muss es gut sein. Bestellt haben wir uns die traditionellen Chivitos, das sind Burger mit Fleisch, Schinken, Spiegelei, Tomaten und Mozzarella. Für den Abend vielleicht ein gewagtes Essen, da es sehr reichhaltig und schwer ist, aber wer weiß schon ob wir nochmal die Gelegenheit dazu haben.
3. Etappe: La Paloma - Punta del Diablo
Für mich persönlich der Höhepunkt der Reise. Erster Halt und wahrscheinlich der längste Zwischenstopp der Tour: Cabo Polonio.
Cabo Polonio ist eine kleine Hippiekolonie inmitten von Dünen in einen Naturschutzgebiet. Hier muss man erstmal ein paar Kilometer mit einen Truck überwinden oder wahlweise zu Fuß gehen. Wir haben uns für den Truck entschieden, eine ziemlich wacklige Angelegenheit aber total witzig. Hier haben wir das erste Mal, seit wir in Uruguay sind, deutschsprachige Touristen kennen gelernt, Uruguay ist halt kein typisches Urlaubsland für Deutsche. Allein die Ankunft ist schon der Wahnsinn, das Dorf ist Bunt und damit meine ich nicht nur die Häuser, nein, auch die Leute machen diesen Ort zu etwas Besonderem. Jeder Bewohner macht hier das was er am besten kann, der eine geht fischen, der andere kocht, verkauft Kunsthandwerk oder selbstgemachte Cupcakes. Strom gibt es hier nur aus Aggregaten und das auch nur für ungefähr eine Stunde am Tag. Die erste Station ist ein kleiner Imbiss, angeboten wird der Fang des Tages oder Algenbällchen, die ich natürlich probieren muss. Nach dem Essen geht's weiter zur Seelöwenkolonie. Hier kann man richtig nah an die Tiere rangehen, es war so toll, ich hätte hier den ganzen Tag stehen können. Schade dass wir nicht in einem der Hostels übernachten können, wir haben wenig Zeit und das Hotel in Punta del Diablo ist schon gebucht. Am Spätnachmittag machen wir uns auf die Weiterreise. Punta del Diablo: Wir kommen!
Punta del Diablo, ein Fischerdorf mit ganz viel Charme und ohne befestigte Straßen. Doch tatsächlich ist die "Straße" in der unser Hotel liegt, im Navi verzeichnet, mit richtigem Straßennamen und so. Das Hotel, wieder mit Blick zum Meer, ist wirklich eine Schau. Topmodern, allerdings mit total liebevollen Details, vielleicht um die 20 Zimmer, bis jetzt sind wir die einzigen Bewohner. Der Hotelchef kann sogar perfekt Englisch, einer der ersten auf dieser Reise. Unser erster Weg ist der zum Strand, die letzte Etappe ist erreicht, kaum sind wir über den Dünen kommt schon ein bisschen Melancholie auf, bald geht es wieder ab nach Hause. In der Saison wird dieser Ort überwiegend von Surfern aus aller Welt besucht, jetzt in der Nebensaison gehört der Strand wieder mal uns allein. Es könnte keinen schöneren Abschluss der Reise geben als hier, zu zweit am Strand, den Wellen zu lauschen und der Sonne beim Eintauchen in den Atlantik zuzusehen.
Die 4. und letzte Etappe führt uns nach einem wunderbaren Frühstück und einem langen Aufenthalt an diesem wunderschönen Ort wieder zurück nach Las Piedras. Hier machen wir uns noch ein paar schöne Tage mit der Familie, denn hier wohnt die liebe Tante meines Freundes.
*Natürlich waren die Erlebnisse etwas gekürzt, dennoch hoffe ich, dass ich einen guten Eindruck von diesem stark unterschätzten Reiseland übermitteln konnte.*